Zeitalter Mittelalter
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 Der Schwarze Tod - Pest im Mittelalter

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BeitragThema: Der Schwarze Tod - Pest im Mittelalter   Der Schwarze Tod - Pest im Mittelalter I_icon_minitimeDo Sep 26, 2013 5:51 am

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BeitragThema: Re: Der Schwarze Tod - Pest im Mittelalter   Der Schwarze Tod - Pest im Mittelalter I_icon_minitimeDo Sep 26, 2013 5:55 am





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BeitragThema: Re: Der Schwarze Tod - Pest im Mittelalter   Der Schwarze Tod - Pest im Mittelalter I_icon_minitimeDo Sep 26, 2013 5:56 am

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BeitragThema: Re: Der Schwarze Tod - Pest im Mittelalter   Der Schwarze Tod - Pest im Mittelalter I_icon_minitimeMo Okt 07, 2013 10:17 am

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BeitragThema: Re: Der Schwarze Tod - Pest im Mittelalter   Der Schwarze Tod - Pest im Mittelalter I_icon_minitimeMo Okt 07, 2013 10:19 am

Der Schwarze Tod - die Pest wütet in Europa
Mitte des 14. Jahrhunderts wurden die Menschen in Europa plötzlich von einer seltsamen Krankheit heimgesucht: Sie bekamen Fieber, merkwürdige Beulen am ganzen Körper, und kurz darauf starben sie - einer nach dem anderen. Die Pest war ausgebrochen. Es dauerte lange, bis die Menschen herausfanden, was sie gegen die Ausbreitung der Krankheit tun konnten – und so starb in den ersten fünf bis sechs Jahren etwa ein Drittel der europäischen Bevölkerung.

Auf der Suche nach dem Ursprung
Woher die Pest kam, wussten die Menschen des Mittelalters noch nicht, aber die ersten Theorien waren bald gefunden: Wahlweise schlechte Winde, eine ungünstige Konstellation von Mars, Jupiter und Saturn oder verseuchtes Wasser machten die Menschen vielerorts für diese neue unheimliche Krankheit verantwortlich. Die Verantwortlichen für das verseuchte Wasser waren schnell gefunden: Die Juden wurden als Brunnenvergifter beschuldigt und daraufhin in ganz Europa verfolgt, vertrieben oder ermordet. Skeptiker bemerkten zwar, dass auch die Juden an der Pest erkrankten und starben, konnten aber nicht viel bewirken: Ganze jüdische Viertel wurden abgebrannt und ihre Bewohner ermordet – in Köln beispielsweise waren es Schätzungen zufolge mindestens 800 Opfer.


Die Pest breitet sich in Europa aus
Schon lange vor dem 14. Jahrhundert hatte es Pestepidemien gegeben. In Konstantinopel, im heutigen Istanbul, war die Krankheit immer wieder ausgebrochen – bis sie für mehrere hundert Jahre verschwand. Um das Jahr 1347 kam der "Schwarze Tod" dann nach Mitteleuropa – vermutlich auf Schiffen aus dem Vorderen Orient. Die Hafenstadt Caffa auf der Krim-Halbinsel, das heutige Feodosija in der Ukraine, war damals eine der wichtigsten Handelskolonien Genuas. Von dort breitete sich die Pest über die Handelswege in Europa aus. Unter anderem waren Frankreich, England, Deutschland, Dänemark, Schweden, Polen, Finnland und schließlich sogar Grönland betroffen. Viele Menschen flüchteten in Panik aus den betroffenen Städten, wodurch sich die Seuche umso schneller verbreitete. Schätzungsweise ein Drittel der europäischen Bevölkerung starb zwischen 1347 und 1352/3 an der Pest. Wirklich zuverlässige Opferzahlen gibt es nicht, die Schätzungen schwanken zwischen 20 und 50 Millionen Toten.

Aderlass und Kräuter als Gegenmittel
Zunächst kannten die Menschen im Mittelalter kein wirksames Mittel gegen die Pest. Häufig wurden die Menschen zur Ader gelassen: Man entnahm ihnen Blut, indem man - meist im Oberarm – in eine Vene schnitt. Andere Kranke wiederum bekamen Brechmittel oder Einläufe. Heute ist bekannt, dass diese Maßnahmen den ohnehin geschwächten Patienten eher schadeten als nützten. Um sich zu schützen, trugen die Menschen Tücher oder Masken vor dem Gesicht. Außerdem versuchten sie durch das Verbrennen duftender Hölzer und Kräuter sowie durch das Versprühen von Essig- oder Rosenwasser gegen die Krankheit anzukämpfen, doch auch das blieb erfolglos. Manchmal, wenn Ärzte die Pestbeulen zum richtigen Zeitpunkt aufschnitten, den Eiter abfließen ließen und die Wunden mit Essigwasser desinfizierten, hatten die Patienten zumindest eine kleine Überlebenschance.

Isolation und Quarantäne
Anfangs wurden die Kranken ohne besondere Vorkehrungen in die örtlichen Krankenhäuser gebracht, die Toten wurden normal beerdigt. Später kennzeichnete man die Häuser von Pestkranken mit einem Kreuz, die Betroffenen mussten in Zwangsunterkünfte außerhalb der Städte ziehen. Mit der zunehmenden Zahl der Toten verbreitete die Pest Angst und Schrecken unter den Menschen. Das führte dazu, dass die Erkrankten oft von ihren eigenen Familien und Freunden im Stich gelassen wurden. Selbst Geistliche verweigerten ihren Beistand.

Erst nachdem mehrere Hunderttausend Menschen gestorben waren, wurde klar, dass die Ausbreitung der Seuche durch die Isolation der Kranken eingedämmt werden konnte. Um 1423, lange nachdem die Verbreitung der Seuche ihren Höhepunkt erreicht hatte, gab es auf einer Insel bei Venedig das erste Pestkrankenhaus Europas. Ebenfalls auf einer venezianischen Insel entstand eine Quarantänestation. Da die Venezianer einen Zusammenhang zwischen Pest und Schiffsverkehr vermuteten, standen Reisende, die aus verpesteten Städten kamen, zunächst für 40 Tage unter Beobachtung. Für diese Zeit mussten sie auf der Insel Lazzaretto Nuovo in der Lagune von Venedig bleiben. Aus dieser Zeitspanne der Isolation entstand der Begriff "Quarantäne", denn "quaranta" ist das italienische Wort für 40.

Krankheiten und Glaube
Für die Menschen im Mittelalter waren Krankheiten vor allem eine Strafe Gottes. Deshalb nahm während großer Seuchen auch die Verehrung bestimmter Heiliger wie der Jungfrau Maria oder die des Pestheiligen Sebastian zu. Auch unternahmen die Menschen vermehrt Wallfahrten zu heiligen Orten. Manche Gläubige begannen damit, sich selbst zu geißeln: Sie zogen tagelang umher und schlugen sich währenddessen selbst blutig. Durch diese Maßnahmen wollten sie für ihre Sünden büßen und dafür sorgen, dass sie es im Jenseits gut haben würden. Auch der Ablasshandel der Kirche nahm in den Zeiten der Pest enorm zu. Mithilfe von Ablässen konnten sich die Menschen für eine bestimmte Zeit von ihren Sünden, und somit auch vom reinigenden Prozess des Fegefeuers freikaufen.

Das Rätsel Pest wird gelüftet
Erst 1894 wurde der Pesterreger vom Schweizer Arzt Alexandre Yersin entdeckt. Heute weiß man, dass es sich bei der Pest um eine bakterielle Infektionskrankheit handelt, die im Mittelalter vor allem durch Ratten und andere Nagetiere auf Flöhe und Menschen übertragen wurde. Die Ratten trugen das verantwortliche Bakterium in sich und wurden von den Flöhen gestochen. Starben die Ratten, befielen die Flöhe auch den Menschen und infizierten ihn. Da die hygienischen Zustände im Mittelalter schlecht und sowohl Flöhe als auch Ratten alltäglich waren, konnte sich die Krankheit gut ausbreiten.

Pestarten und heutige Verbreitung
Es gibt die Beulenpest (Bubonenpest), die Lungenpest und die abortive Pest. Infolge der Beulen- oder der Lungenpest kann es außerdem durch die Erreger zu einer Blutvergiftung (Pestsepsis) kommen. Bei der Beulenpest entstehen an den Stellen der Flohstiche schwarze Flecken, die Patienten bekommen am ganzen Körper eitrige Beulen. Teilweise haben sie hohes Fieber und starke Schmerzen. Wenn die Kranken rechtzeitig behandelt werden, können sie die Beulenpest überleben.

Die Lungenpest kann Folge der Beulenpest sein, sie kann aber auch durch Tröpfchen (zum Beispiel beim Husten oder Niesen) von Mensch zu Mensch übertragen werden. Unbehandelt führt sie auch heute noch innerhalb von wenigen Tagen zum Tod. Im Mittelalter hatten die Menschen gegen diese Pestart keine Überlebenschancen. Sie bekamen Atemnot und hatten Husten mit blutigem Auswurf, schließlich versagten Lunge und Herz. Die abortive Pest ist eine milde Form der Krankheit: Die Betroffenen haben kaum Symptome – meist nur leichtes Fieber und eine geringe Lymphknotenschwellung. Anschließend sind sie für längere Zeit gegen die Krankheit immun.

Während die Pest im Mittelalter weltweit verbreitet war, tritt sie heute nur noch vereinzelt auf. Durch eine Kombination verschiedener Antibiotika kann sie inzwischen sehr effektiv behandelt werden. In manchen Regionen Nord- und Südamerikas sowie in weiten Teilen Nordasiens und Afrikas gibt es die Pest allerdings noch: 2003 gab es nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) rund 2100 gemeldete Pestkranke, von denen 182 starben. 98,9 Prozent der Verstorbenen lebten in Afrika.

Nanette Peithmann, Stand vom 14.09.2012
Sendung: Leben im Mittelalter - Bauer, Bürger, Bettelmann, 30.12.2010

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BeitragThema: Re: Der Schwarze Tod - Pest im Mittelalter   Der Schwarze Tod - Pest im Mittelalter I_icon_minitimeMo Okt 07, 2013 10:21 am

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BeitragThema: Re: Der Schwarze Tod - Pest im Mittelalter   Der Schwarze Tod - Pest im Mittelalter I_icon_minitimeMo Okt 07, 2013 10:22 am

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BeitragThema: Re: Der Schwarze Tod - Pest im Mittelalter   Der Schwarze Tod - Pest im Mittelalter I_icon_minitimeMo Okt 07, 2013 10:24 am

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BeitragThema: Re: Der Schwarze Tod - Pest im Mittelalter   Der Schwarze Tod - Pest im Mittelalter I_icon_minitimeMo Okt 07, 2013 10:29 am

Pest - Seuchengeschichte

Pest in der Antike

Im Alten Testament der Bibel wird die Beulenplage als sechste von zehn Plagen geschildert, mit denen Gott sich Anerkennung durch den Pharao verschaffen wollte: „Er wird (...) an Mensch und Vieh Geschwüre mit aufplatzenden Blasen hervorrufen, in ganz Ägypten." (Ex. 9,9). Als Jahrhunderte später die Philister sich der Bundeslade des Volkes Israel bemächtigt hatten, bestrafte Gott der Herr den Frevel der Philister mit der gefürchteten Pest.

Die hastige Verlagerung der Bundeslade innerhalb des Städtebundes der Philister bewirkte nichts, denn überall machte die Hand Gottes „einen großen Schrecken mit Würgen in der ganzen Stadt. Und welche Leute nicht starben, die wurden geschlagen mit Beulen, daß das Geschrei der Stadt auf gen Himmel ging". Nach sieben Monaten empfahlen Weissager die Rücksendung der Bundeslade mit einem „Schuldopfer", einem Kästchen „mit fünf goldenen Beulen und fünf goldenen Mäusen". Zu den fünf Fürsten der Philister sprachen sie: „So macht nun Abbilder eurer Beulen und eurer Mäuse, die euer Land verderbt haben, daß ihr dem Gott Israels die Ehre gebet." (1. Sam. 6,5). Die Beschreibung einer Pestseuche im Buch des Propheten Samuel, die durch einen merkwürdigen Zufall der Überlieferung auf die wissenschaftlich erst viel später nachgewiesene Rolle kleiner Nager bei der Übertragung des Erregers „Yersinia pestis" bzw. „Pasteurella pestis" anzuspielen scheint, ist nicht das einzige Zeugnis für die Verbreitung pestartiger Epidemien in der antiken Welt. Der berühmte Bericht des Thukydides über die sozialen Auswirkungen der athenischen Pest von 429 v. Chr. fand seine literarische Nachahmung nicht nur am Hof Kaiser Justinians, sondern auch in dem Geschichtswerk des Johannes Kantakuzenos aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Dem griechischen Arzt Hippokrates sind bereits Beobachtungen zur Symptomatik und Theorien über Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten der Krankheit zu verdanken.

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Der Schwarze Tod in Europa 1347 bis 1353

Im Sommer 1347 gelangte die Pest von Zentralasien her nach Konstantinopel. Von dort wurde sie über Schiffe in die Hafenstädte des Mittelmeeres gebracht. Bereits Ende September trat sie in Messina auf, im November in Genua und Marseille, im Januar 1348 in Venedig und Pisa, im März in Florenz. Von diesen Städten ausgehend verbreitete sich die Seuche durch ganz Europa, und zwar von Messina in Richtung Süditalien, aber auch nach Nordafrika, und von Venedig und den Hafenstädten an der dalmatinischen Küste Richtung Osten und Norden, wo sie in der zweiten Hälfte des Jahres 1348 die Steiermark und im März 1349 Wien erreichte; gleichzeitig zog sie über Ungarn in Richtung Polen. Von Pisa breitete sie sich in Norditalien aus und von Genua und Marseille in Richtung Norden, Westen und Südwesten. Im Mai 1348 war Barcelona betroffen, im Juli Bordeaux, im August Paris und am Ende des Jahres Granada und Sevilla im Süden Spaniens und Calais an der französischen Kanalküste. Bereits im Sommer waren die ersten Fälle in England aufgetreten; in London begann die Pest im August. Seit Anfang 1349 war die Seuche aus Nordfrankreich in östlicher Richtung über den Rhein und aus Norditalien über die Schweiz nach Norden vorgedrungen und erreichte im Mai Basel, im August Frankfurt und im November Köln. Im nächsten Jahr, 1350, war sie in Hamburg, Bremen und Lübeck, in Magdeburg und in Danzig, um in den nächsten beiden Jahren weiter Richtung Nordosten zu wandern, wo in den Jahren 1352 und 1353 in Rußland die letzten Fälle dieser Epidemie bekannt wurden.

Für diesen Seuchenzug in der Mitte des 14. Jahrhunderts hat sich seit dem 17. Jahrhundert die Bezeichnung „Schwarzer Tod" durchgesetzt. Die Zeitgenossen sprachen von „magna mortalitas", dem „Großen Sterben", womit auf anschauliche Weise die ungewöhnlich hohe Zahl der Todesopfer in den Vordergrund gerückt wird, die die Pest in diesen fünf Jahren forderte. Diese Zahl läßt sich allerdings nur schätzen, wobei sich die Schätzungen um 30 % einer ebenfalls geschätzten europäischen Gesamtbevölkerung von 60 Millionen Menschen bewegen. So wissen wir zum Beispiel, daß in Lübeck 25 % der Hausbesitzer und 35 % der Ratsherren starben, in Perpignan 58 bis 68 % der Schreiber und Notare und daß in Albi die Zahl der Familienoberhäupter zwischen 1343 und 1357 von 2.669 auf 1.200, also um 55 % zurückging; in diesem letzten Fall konnte allerdings nachgewiesen werden, daß 62 % der Bewohner der Armenviertel starben, aber nur 21 % der Bewohner der „besseren" Stadtviertel. Die globale Schätzung von 30 % würde bedeuten, daß der Schwarze Tod etwa 18 Millionen Menschenleben forderte.

„Diese Pest", heißt es bei Bocaccio, dessen Text hier, wie auch sonst, als Beispiel genügen muß, „war deshalb so gewaltig, weil sie, wenn die Menschen miteinander verkehrten, von solchen, die bereits erkrankt waren, auf Gesunde übergriff, nicht anders als es das Feuer mit trockenen und fetten Dingen tut, wenn sie in seine Nähe gebracht werden. Und es kam noch schlimmer: Denn nicht nur das Sprechen oder der Umgang mit den Kranken infizierte die Gesunden mit der Krankheit und dem Keim des gemeinsamen Todes, sondern es zeigte sich, daß allein die Berührung der Kleider oder eines anderen Gegenstandes, den die Kranken angefaßt oder gebraucht hatten, den Berührenden mit dieser Seuche ansteckte." Andere gehen noch weiter und erklären, daß selbst durch Blickkontakt die Krankheit übertragen werden könne. Diese Behauptung stellte auch Guy de Chauliac auf, ein Leibarzt des Papstes Clemens VI., der Zeuge der Pest in Avignon wurde. Chauliac hat eine sehr genaue Beschreibung der Symptome und Verlaufsformen der beiden wichtigsten Formen der Pest gegeben: „Das große Sterben begann im Januar und dauerte sieben Monate. Man konnte zwei Krankheitsformen unterscheiden. Die erste zeigte sich in den ersten beiden Monaten mit anhaltendem Fieber und blutigem Auswurf. Alle starben innerhalb von drei Tagen. Die zweite Form ging ebenfalls mit ständigem Fieber einher, zeigte aber auch Geschwüre und Beulen auf der Körperoberfläche, zumal in der Achsel- und Leistengegend. Diese Kranken starben innerhalb von fünf Tagen. Diese Krankheit war so ansteckend, besonders die Form mit dem blutigen Auswurf, daß nicht nur ein Verweilen bei dem Kranken, sondern ein bloßer Blick schon zur Ansteckung genügte." Wir wissen heute, daß von einer Ansteckung durch Blickkontakt nicht die Rede sein kann. Chauliacs Beschreibung entspricht im übrigen jedoch den Tatsachen. Er unterscheidet richtig zwischen der Bubonenpest, bei der eine beulenförmige Schwellung der Lymphknoten auftritt und die innerhalb von drei bis fünf Tagen zum Tod führt, und der Lungenpest, die mit blutigem Sputum einhergeht und schon nach ein bis drei Tagen zum Tod führt. Während bei der Bubonenpest etwa 70 % der Erkrankten sterben, beträgt die Letalität bei der Lungenpest 100 %.

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Theorie, Therapie und Prophylaxe

Eine der ersten Theorien über die Entstehung der Seuche findet sich in dem Gutachten, das die Magister der medizinischen Fakultät der Universität Paris im Oktober 1348 auf die Bitte König Pillips VI. von Frankreich vorlegten. Die Pariser Magister führen die Pest auf eine Konjunktion der drei oberen Planeten Saturn, Jupiter und Mars am 20. März 1345 zurück. Der feuchte und heiße Jupiter in Beziehung zu Mars, der zwar trocken, aber ebenfalls heiß ist, habe von der Erde und dem Wasser üble Dämpfe aufsteigen lassen, die die Luft verdorben hätten. Diese verdorbene Luft, das Miasma, gelange durch die Atmung, aber auch durch die Poren, in den Körper, wo sie die feuchte Umgebung des Herzens, dem, wie dem Blut, die Qualitäten feucht und heiß zugeordnet sind, faulen lasse, wodurch die Pesterkrankung entstehe. Dieses in sich logische System, das noch mit einer Reihe Zusatzannahmen arbeitet, die aufzuzählen hier zu weit gehen würde, bot die Antwort auf zwei drängende Fragen. Zum einen die Frage, warum so viele Menschen gleichzeitig erkrankten, worauf die Theorie von der verdorbenen Luft, die alle atmen, eine plausible Antwort bot. Zum anderen die Frage, warum dann nicht alle erkrankten, die mit der individuellen Säftemischung beantwortet werden konnte. Diejenigen, bei denen das warme und feuchte Element überwog, waren besonders gefährdet.

Deshalb konzentrierten sich die prophylaktischen Vorschläge auf diätetische Vorschriften und Verhaltensmaßregeln, die vor allem darauf zielten, durch ausgewogene Ernährung keine Fehlmischung entstehen zu lassen, durch mäßige körperliche Bewegung jede Anstrengung zu vermeiden und z.B. durch den Verzicht auf das Bad nicht unnötig die Poren zu öffnen, durch die das Miasma in den Körper eindringen könne. Darüber hinaus gelte es, den richtigen Wohnort zu wählen.

Am allerbesten aber sei die Flucht. Dieses bereits von Hippokrates bei Epidemien empfohlene Mittel, nämlich sofort zu fliehen, und zwar möglichst weit weg, und so spät wie möglich zurückzukommen, empfehlen auch die Pariser Magister und im Laufe der nächsten Jahrhunderte die Verfasser zahlreicher Pestregimina. Im Januar 1473 brachte Heinrich Steinhöwel, Stadtarzt in Ulm von 1450 bis zu seinem Tod 1482, das „Buchlein der Ordnung" heraus. Darin heißt es, daß die Flucht aus der verpesteten Gegend das Beste sei: „Flüch bald, flüch ferr, kom spät herwieder, dann fürwar das sind drei nüzere Krüter." Dieser Ratschlag wurde immer wieder von denen befolgt, die es sich leisten konnten. So flohen im August 1562 Angehörige des Rats der Stadt Nürnberg und andere reiche Bürger kurz vor dem Höhepunkt einer Pestepidemie nach Nördlingen. Wer sich die Flucht nicht leisten konnte, und das war ohne Zweifel die Mehrheit, hatte die Möglichkeit, durch das Verbrennen von Kräuter- und Gewürzmischungen gegen das Miasma vorzugehen, wozu eigene Räucherpfannen entwickelt wurden. Als Antidotium schließlich, als Gegengift, galt das Theriak als besonders wirkungsvoll, eine komplizierte Mischung aus Opiaten und Schlangengiften, getrocknetem Krötenpulver und vielem anderen. Der „Brief an die Frau von Plauen" gibt Regeln für pestspezifischen Aderlaß, indem den „Haupt-Gliedern" Hirn, Herz und Leber die Achsel-, Hals- und Leisten-Lymphknoten zugeordnet werden. Bubonen, die sich an diesen Stellen bilden, werden als Reinigungsversuche des jeweiligen Haupt-Gliedes gedeutet, mit denen die Pestmaterie nach außen abgestoßen werden soll und die durch Aderlaß an der dem jeweiligen Haupt-Glied zugeordneten Vene unterstützt werden können. Zum Aderlaß kamen Inzision und Kauterisieren, also das Aufschneiden und das Aufbrennen von Bubonen. Dies sollte wie der Aderlaß den Reinigungsversuch des jeweiligen Haupt-Gliedes unterstützen, verdankte sich aber sicher auch der Beobachtung, daß Pestkranke, deren Bubonen aufbrachen, wesentlich verbesserte Überlebenschancen hatten.

Der Holzschnitt von 1500 ist die vielleicht älteste Darstellung, auf der ein Arzt zu sehen ist, der Schutzmaßnahmen ergriffen hat. Der Arzt, der den Puls des Patienten fühlt, hält sich einen mit Essig getränkten Schwamm vor Mund und Nase; der Patient ist höher gelagert, da nach der Miasma-Lehre die Kontagien nach oben steigen, so daß die Luft im unteren Raumbereich weniger gefährlich ist. Die beiden Pagen, die den Arzt begleiten, halten brennende Fackeln, die in die obere Raumhälfte reichen und deren Rauch das Pestgift vertreiben soll. Einer der beiden Pagen hält in einem Korb das zugedeckte Harnglas, das zu diagnostischen Zwecken gebraucht wurde.

Eine Schutzbekleidung für Pestärzte kam Anfang des 17. Jahrhunderts in Gebrauch. Sie soll auf Charles Delorme zurückgehen, der Leibarzt mehrerer französischer Könige war und während der Pestepidemie 1619 in Paris ein langes, vom Hals bis zu den Knöcheln reichendes weites Gewand aus weichem Leder trug. Delorme erfand eine Maske dazu, die mit einer Nase in Form eines etwa 15 cm langen Schnabels ausgestattet war, in die Riechstoffe gefüllt wurden, die, ähnlich wie der mit Essig gefüllte Schwamm in den Jahrhunderten zuvor, die Atemluft vom Pestgift reinigen sollten. Ergänzt wurde dieser Aufzug durch eine Brille mit Kristallgläsern, die vor der vermuteten Ansteckung durch Blickkontakt Schutz zu versprechen schien.

Der Schwarze Tod - Pest im Mittelalter 08

Schutzanzug Pestarzt Marseille, Kupferstich 1725

Vom Einsatz des Schutzanzugs während der letzten großen europäischen Epidemie 1720 in Marseille legt der kolorierte Kupferstich von 1725 Zeugnis ab. Das Leder erfüllte den Zweck, undurchlässig für die vergiftete Luft zu sein und von so glatter Oberfläche, daß das Pestgift keinen Halt daran finden konnte. Der Stab, den die „Schnabel-Doktoren" tragen, diente weder dazu, auf kranke Personen zu zeigen noch dazu, den Kranken aus sicherem Abstand den Puls fühlen zu können. Laut behördlicher Vorschrift mußten nicht nur die Pestärzte, sondern auch andere Personen, die Umgang mit Pestkranken hatten, einen weißen oder roten Stab als Erkennungszeichen in der Hand zu tragen.

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