Wie nicht anders zu erwarten, ist es auch bei der Bestimmung der Ursprünge des Festes als solchem nicht ganz eindeutig, wo, wie und was als erstes passierte, die Theorien sind breit gefächert.
Im Altertum und davor waren Götter-, Toten-, und Kalenderfeste weit verbreitet. Man feierte auch Krönungs-, Gedenk- und Erinnerungsfeste an denen besondere Jagd- oder Kriegsereignisse oder z.B. Städtegründungen gefeiert wurden. Alle Anlässe hatten eine mehr oder weniger starke Verbindung mit religiösen Handlungen und Gegebenheiten. So wurde auch immer die entsprechende Schutzgottheit bei einem Stadtfest mit verehrt.
Im Laufe der Jahrhunderte scheinen sich, zwei wesentliche Ursprünge unserer heutigen Feste abzuzeichnen, auf die sich die ein Großteil der aktuellen Literatur beruft: die Prozession und das Mysterium.
Die Forschung bezieht sich auf eine Erklärung des bedeutenden schweizerischen Kultur- und Kunsthistorikers Jacob Burckhardt, der in seiner Abhandlung über „Die Kunst der Renaissance in Italien“ die beiden Hauptformen festlicher Aufführung mit dem Mysterium und der Prozession beschreibt und auf deren Ursprünglichkeit und weite Verbreitung hinweißt.
Als Beispiel für das Mysterium führt Burckhardt die italienischen Mysterienspiele des 15. Jahrhunderts an: „Sie gleichen im Ganzen denjenigen des übrigen Europa; auch hier (in Italien, Anmerk. Des Autors) werden auf öffentlichen Plätzen, in Kirchen, in Klosterkreuzgängen große Gerüste errichtet, welche oben ein verschließbares Paradies, ganz unten bisweilen eine Hölle enthalten und dazwischen die eigentliche Scena, welche sämtliche irdische Lokalitäten des Dramas neben einander darstellt; auch hier beginnt das biblische und legendarische Drama nicht selten mit einem theologischen Vordialog von Aposteln, Kirchenvätern, Propheten, Sibyllen und Tugenden, und schließt je nach Umständen mit einem Tanz.“
Quelle: Jacob Burckhardt: Die Kultur der Renaissance in Italien. Stuttgart 111988, S. 296 Quelle: pilotpalais.de
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Thema: Re: Der Ursprung Do Sep 26, 2013 6:27 am
Die Zweite Wurzel, die Prozession leitet sich von (lat.). „Voranschreiten“ ab und ist ein feierlicher Umzug aus religiösem Anlass, verbunden mit Gebet und Gesang. Schon seit früher Zeit gibt es in vielen Religionen feierliche Umzüge in Heiligtümern und im Freien, die unterschiedliche Bedeutung hatten. Einige Psalmen im Alten Testament sind Lieder, die beim Einzug in den Tempel gesungen wurden (Psalm 24 und18). Von König David wird berichtet, dass er bei einer Prozession verzückt und ausgelassen vor der Lade mit den Gesetzestafeln hergetanzt sei (2. Samuel 6,14;)
In der christlichen Kirche kamen Prozessionen seit dem 4. Jahrhundert bei der Überführung von Reliquien und als Bittgänge vor. Bei einer Flurprozession wird Gottes Segen auf die Felder herabgerufen. Besonders die Prozession am Fronleichnamsfest soll zum Ausdruck bringen, daß Christus und seine Botschaft aus den Kirchen heraus in die Welt gebracht werden soll. Dazu ist die Kirche unterwegs. Das wird nicht nur gegenüber den Zuschauern demonstriert, sondern von denen selbst erfahren, die mitgehen. Im späten Mittelalter allerdings eignen sich dieses Zeremoniell mehr und mehr die Fürsten zur Demonstration der eigenen Stärke an und die eigentliche Bedeutung verliert sich. Das wiederum führte dazu, dass das Volk zwar die Form der Prozession, aber nicht mehr den Inhalt an der Schwelle zur frühen Neuzeit für die eigenen Brauchtümer übernahm.
Der Alltag auf einer Burg war hart. Die Burgbewohner nahmen jede Unterbrechung des eintönigen Alltags begeistert auf. Gaukler und Spielleute versprachen eine willkommene Abwechslung. Sie zogen von Dorf zu Dorf und machten auch auf den Burgen für ein paar Tage halt. Messerschlucker, Feuerspucker, Zauberer und Dompteure gehörten ebenso dazu wie Musiker oder Rezitatoren großer Ritterepen. Das fahrende Volk trat meist auf größeren Festen auf - oder es wurde extra für sie ein Fest veranstaltet. Dazu gehörten auch die Tanzvorführungen der Burgbewohner und Spiele mit Bällen unter den männlichen Adligen.
Zu den Festen waren die Tische reich gedeckt, vor allem, wenn andere Adlige zu Besuch kamen. Wildschweine, Hirsche und Hasen wurden von der Jagd mitgebracht und auch Kraniche, Reiher, Pfaue oder Schwäne wurden gebraten und den teuren Gästen kredenzt. Wer es sich leisten konnte, ließ Gewürze und Zucker aus fernen Ländern herbeischaffen. Diese waren oft so teuer, dass ein ganzer Kuhstall dafür als Bezahlung herhalten musste.
Die Weinauswahl war erlesen: Weine aus Bayern hatten einen schlechten Ruf, Mosel- und Rheinweine standen hingegen hoch im Kurs. Und hatte der Burgherr das nötige Kleingeld, kaufte er Weine aus Frankreich, Italien oder dem Heiligen Land. Derart opulente Feste wurden nicht oft veranstaltet und dauerten oft mehrere Tage. Für die Burgbewohner waren sie der Höhepunkt des Jahres. . Tobias Aufmkolk, Stand vom 01.10.2012 Sendung: Planet Wissen Extra: Fernweh und Reiselust, 01.10.2012