Zeitalter Mittelalter
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 Als Studenten Waffen trugen und im Bordell lernten

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BeitragThema: Als Studenten Waffen trugen und im Bordell lernten   Als Studenten Waffen trugen und im Bordell lernten I_icon_minitimeSa Sep 28, 2013 9:46 am

Als Studenten Waffen trugen und im Bordell lernten

Als Studenten Waffen trugen und im Bordell lernten Im-Frauenhaus-Holzschnitt-15

Die Klage, dass Studierende faul sind, ist so alt wie die Universitäten. Diese entstanden, als die kirchlichen Schulen zu klein wurden. Der Unterschied zur Gegenwart: Examina wurden nicht angestrebt.Im ersten Stock lasen die Professoren, in der Parterre wurde käufliche Liebe angeboten: Hochschulwirklichkeit um das Jahr 1200 n. Chr.



"In ein und dem selben Haus befanden sich oben Schulen, unten Bordelle", klagte Jakob von Vitry (1160/70-1240). "Im Obergeschoss lasen Magister, im Untergeschoss boten Dirnen ihre schändlichen Dienste an." Der Historiker und Kirchenmann, der es bis zum Kardinal brachte, sollte es wissen. Schließlich hatte er fast die gesamte Mittelmeerwelt bereist. Dennoch ist sein Bericht vor allem ein Zeugnis dafür, dass das Klischee vom faulen Studenten in etwa so alt sind, wie der Stand selbst.

"Mönche, Schreiber und Gelehrte" heißt das Buch, mit dem der Koblenzer Emeritus Ulrich Nonn das Bildungswesen des Mittelalters vorstellt, von den Rhetorenschulen der Spätantike bis zur Entwicklung der staatlichen Schulen und Hochschulen in der frühen Neuzeit. Es ist auch die Geschichte von der Bildung als Domäne der Kirche hin zum umfassenden Bildungsanspruch eines selbstbewussten Bürgertums.

Nach dem Untergang des Römischen Reiches im Westen blieben Klöster als einzige Bildungsstätten übrig. Anders als in Byzanz, wo es weiterhin eine breite Schicht weltlicher Gebildeter gab, ging es in den Westen vor allem darum, der Kirche einen einigermaßen gebildeten Nachwuchs zu stellen.

Kämpfe waren an der Tagesordnung

Das änderte sich in den Dom- und Stiftsschulen, die den Klöstern seit dem 11. Jahrhundert den Rang abliefen. Hier stand bereits eine Ausbildung im Vordergrund, die nicht nur auf kirchliche Ämter zielte, sondern auch auf eine allgemein wissenschaftliche oder berufliche Laufbahn. Im Studium der Rechte sah vor allem das städtische Bürgertum seine Chance, im Verwaltungsapparat Karriere zu machen.

Der Zulauf insbesondere zu den französischen Domschulen schwoll derart an, dass ein geordneter Schulbetrieb kaum mehr möglich erschien. Diese Zustände machten neue Organisationsstrukturen erforderlich und waren wohl entscheidend für die Entstehung von Universitäten. Diese Bezeichnung geht letztlich darauf zurück, dass sich Studenten wie Lehrkräfte als Personenverband, als "universitas", verstanden und organisierten. In Frankreich überstrahlte Paris die anderen Universitäten, in Italien Bologna.

Die Studenten waren selbstbewusste junge Männer, häufig waffentragende Adelssöhne aus den verschiedensten Ländern. Handfeste Auseinandersetzungen zwischen Studentengemeinschaften unterschiedlicher Herkunft (nationes) waren an der Tagesordnung. Klare Regeln wurden also notwendig, die möglichst alles festlegten, bis hin zu Begräbnisfeierlichkeiten.

Der grundlegende Unterschied zur Moderne besteht darin, dass die meisten Studenten im Mittelalter gar kein Examen anstrebten. Nach heutigen Maßstäben war der überwiegende Teil der mittelalterlichen Universitätsbesucher Studienabbrecher. Und dabei sind damalige Abschlüsse gerade mal mit Mittlerer Reife oder Abitur zu vergleichen.

Die gemeinsame Sprache war Latein

Die Universitätsstädte mussten eine ständig wachsende Masse von Studenten unterringen. Für jene aus vermögendem Hause war das kein Problem. Andere bedurften der Unterstützung. Es entstanden Herbergsstiftungen und seit dem 13. Jahrhundert – zumeist von der Kirche finanzierte – "collegia", ähnlich den Klöstern um einen Innenhof gruppiert. Eines der ersten Kollegien war das Pariser Collège de la Sorbonne, gegründet vom Kaplan Ludwigs IX., Robert de Sorbon. Die ältesten Colleges sind noch in Oxford und Cambridge zu besichtigen.

Doch auch diese Kollegien konnten sich die wenigsten leisten. Viele kamen in den Häusern der Professoren unter, die meisten in Studentenhäusern. An deutschen Universitäten wurden sie Bursen genannt. Das Wort kommt vom Lateinischen "bursa" und bedeutete zunächst "Beutel, Börse", dann "Wochenbeitrag" der Studenten für eine Gemeinschaftskasse, die Beitragsleistenden hießen "bursales". Hieraus entwickelten sich dann "Burschen" und "Burschenschaft".

Im Gegensatz zur Gegenwart zeigten die Studenten im Mittelalter eine große Mobilität – trotz der beschwerlicheren Reisemöglichkeiten. Erleichtert wurden der Hochschulwechsel vor allem durch die gemeinsame Sprache von Studenten und Lehrern: – zumindest für die Wissenschaft – bis ins 17./18. Jahrhundert.

dpa/bas
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Quelle: DIE WELT
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